Vera Panovas Produktionsroman Kruzilicha (1947), seinerzeit mit dem Stalin-Preis ausgezeichnet, wird in Friedbert Traus Untersuchung als nonkonformes Werk gegenuber dem damals besonders stringent verordneten Normensystem des Sozialistischen Realismus ausgewiesen. Diese widerspruchlich anmutende Wertung ist das Ergebnis einer nach verschiedenen inhaltlichen, methodischen und formalen Kriterien durchgefuhrten narrativen Analyse des Werkes. Neben der detaillierten Textuntersuchung legt der Autor ein besonderes Augenmerk auf den gesellschaftspolitischen, kulturellen und literarischen Kontext. Der Roman wurde verfasst und publiziert in einer Phase der Sowjetliteratur, die einem uberhohten heroischen Aufbauenthusiasmus huldigte und uberwiegend den dogmatischen Vorgaben folgte, wie sie von dem allmachtigen Kommissar fur kulturelle Angelegenheiten, A.A. zdanov, formuliert wurden. Vera Panova verstand es, die geforderte aktuelle Thematik, die Arbeit in einem Rustungswerk am Ural in der Endphase des Krieges, fur die Schilderung ganz alltaglicher Lebensumstande eines breiten Personenspektrums zu nutzen, wobei die Liebesbeziehungen der Figuren den narrativen Kern bilden. Sie hat den damals vorherrschenden pathetischen Heroismus weitgehend vermieden und somit ein literarisch glaubwurdiges, authentisches Bild der derzeitigen Lebenswirklichkeit gezeichnet. Mit den in dieser Zeit entstandenen Erzahlwerken, neben Kruzilicha der Kriegsroman Sputniki (1946) und der Roman Vremena goda (1953), der wegweisend war fur die nach Stalins Tod einsetzende "Tauwetter-Periode" (ottepel'), gehort Vera Panova zu den bedeutendsten sowjetischen Schriftstellerinnen der Nachkriegszeit mit einer realistischen und undogmatisch progressiven Grundauffassung.
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