Detlef Jerickes Untersuchung zur Kult- und Religionsgeschichte Israels und Judas im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. beschreibt die Kultpraxis in Israel und Juda in einer bislang von der religionsgeschichtlichen Forschung vergleichsweise wenig beachteten Zeitspanne. Da die biblische Darstellung der Epoche ein aus spaterer Sicht polemisch eingefarbtes Bild konstruiert, stutzt sich die Studie vorwiegend auf zeitgenossische archaologische und epigraphische Zeugnisse. Ausgehend von einem in der Religionswissenschaft eingefuhrten Drei-Ebenen-Modell (Staats- oder Dynastiekult, regionaler Kult, Hauskult) wird vorgeschlagen, die mittlere Ebene der Kultpraxis noch einmal zu differenzieren und regionale Kulte von lokalen Kulten zu unterscheiden. Der durch neuere Ausgrabungen im Norden Palastinas ausgewiesene Kult am Stadttor reprasentiert eine Variante des regionalen Kults, wohingegen kleinere Kultraume innerhalb von Stadtanlagen auf eine spezifische Ausgestaltung des lokalen Kults hinweisen. Epigraphische Zeugnisse geben Hinweise darauf, dass dem aus dem Alten Testament als Gott Israels bekannten YHWH zumindest zeitweise die Funktion des "hochsten Gottes" zugewiesen wurde. In den solchermassen bezeugten kultischen Praktiken erweisen sich die Religionen Israels und Judas als regionale Auspragungen einer weite Teile des Zweistromlands und der Levante pragenden "syrophonizischen" Kultur.
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