Die Metapher des Hirten ist seit Jahrtausenden in vielen Kulturen gel ufig. In der Karolingerzeit pr gte sie Selbstverst ndnis und Handeln der F hrungsschichten. Doch in der Geschichtswissenschaft fand sie bisher kaum Aufmerksamkeit. Papst Gregor der Gro e formulierte mit Hilfe dieser Metapher ein weithin rezipiertes F hrungsmodell, das nicht allein auf den hohen Klerus zielte. Wie die Studie zeigt, wurde Gregors "Hirte" seit etwa 750 von den karolingischen K nigen gemeinsam mit den Bisch fen zu einem gesellschaftspolitischen Diskurs weiterentwickelt. Dessen Funktionsweise l sst sich mit Michel Foucault als "Pastorale Macht" beschreiben. Er beruhte auf der zentralen Aufgabe des Hirten, der Ermahnung. Frankenk nig und Bisch fe setzten ihre pastorale Verantwortung in Beratungen auf regelm igen Synoden um. Dabei produzierten sie eine F lle von Texten, die dem gemeinsamen Diskurs Struktur und Substanz gaben. Im 10. Jahrhundert konzentrierte sich Regieren durch Mahnen auf liturgische Kontexte, ohne seine politischen Qualit ten einzub en. Politik im Fr hmittelalter wird auf diese Weise neu beschrieben: weniger als Herrschaft, die durch ein Gottesgnadentum legitimiert war, denn als gesellschaftlicher Diskurs der F hrungsgruppen.