Mitte der 1990er Jahre geriet die Schweiz vergangenheitspolitisch ins Kreuzfeuer internationaler Kritik. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Universalisierung der Erinnerung an den Holocaust sah sich die Schweiz mit Fragen zu ihrer Rolle w hrend des Zweiten Weltkrieges konfrontiert. Das jahrzehntelang gepflegte Geschichtsbild vom neutralen und humanit ren Sonderfall wurde dabei grundlegend ersch ttert. Eine Folge der Kontroversen um "Nachrichtenlose Verm gen", "Nazigold" und schweizerische Fl chtlingspolitik war die staatliche Einsetzung einer Unabh ngigen Expertenkommission (UEK), die die Rolle der Schweiz w hrend des Zweiten Weltkrieges historisch und juristisch aufarbeitete. Welche Auswirkungen diese vergangenheitspolitischen Debatten und die offiziellen Aufarbeitungsbem hungen auf das Geschichtsbild breiter Bev lkerungskreise hatten, blieb bislang unerforscht. Anhand von intergenerationell zusammengesetzten Gruppendiskussionen zeigt dieser Band nunmehr auf, wie heute die Zeit des Zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialismus in der Bev lkerung vergegenw rtigt wird. Die Studie bietet Einblick in ein Erinnerungsgeschehen, das bisher kaum ins Blickfeld der Forschung ger ckt ist.