Die anthropologische Wissensformation der Fr hen Neuzeit entsteht aus dem Interagieren der Disziplinen Psychologie, Anatomie, Physiologie und Naturrecht, die seit der Renaissance bis in die Sp taufkl rung einen fundamentalen Begr ndungsdiskurs ber den Menschen konstituieren. Insbesonders der medizinische Diskurs erweist sich in der Ausbildung argumentativer Strategien im Umgang mit autoritativen Texten - wie die antiken und die Heilige Schrift - als leitend f r die Transformation von Wissensanspr chen. Dabei ver ndert sich auch das Selbstverst ndnis des "nat rlichen" Menschen: Es basiert auf der Einsicht in den Zusammenhang seiner biophysischen und mentalen Struktur, aus der die Einbildungskraft und das Ged chtnis resultieren und die ihn zu moralischem Handeln und zur Produktion von "Kultur" bef higt. Die Relevanz seelischer Fragen in der Physiologie, wie sie im Rahmen der naturrechtlich basierten Anthropologie des 18. Jahrhunderts gestellt werden, wird erst durch die Machtstruktur des Kantianismus unterminiert, wie das Beispiel des Umgangs mit der Angst vor dem Tod in den Quaestiones physiologicae (1794) des Mediziners Ernst Platner aufzeigt.